Vor allem wenn es um den Bau großer Gebäude wie Fußballstadien oder Messehallen geht, hört man häufig den Begriff Textiles Bauen, auch genannt Textile Architektur oder Membranarchitektur. Auch bei offenen Konstruktionen, zum Beispiel beim Tribünenbau, wird diese Bauart verwendet. Doch was genau ist darunter zu verstehen? Und warum ist Textiles Bauen in der Sporthallen Architektur und ähnlichen Bereichen so beliebt?
Die Funktionsweise der Membranarchitektur
Textile Architektur wird ausschließlich für die Konstruktion von Gebäudehüllen verwendet. Wände und Dächer werden bei dieser Bauart nicht aus gängigen Materialien wie Holz oder Stein gefertigt, sondern aus Gewebestoffen, auch genannt Textilien. Das Besondere an dieser Bauweise ist die Widerstandsfähigkeit der textilen Membranen, die dadurch entsteht, dass die Membran unter Belastung Zugkräfte aufnimmt. Diese Kräfte verteilt sie selbst weiter an ihre Außenseiten. Zur Übertragung der Zugkräfte werden Seile verwendet, die damit auch für die Membranspannung sorgen.
Natürlich sind die bei der Membranarchitektur verwendeten Textilien nicht vergleichbar mit Textilien wie sie beispielsweise für die Herstellung von Kleidung benutzt werden. Stattdessen handelt es sich um sogenannte industrielle oder technische Textilien. Dennoch bestehen sie meist aus denselben Materialien, denn auch für den Membranbau werden Stoffe wie Polyester oder Baumwolle verwendet. Doch auch Glasfasergewebe – entweder mit Silikon- oder Polytetrafluorethylen (PTFE)-Beschichtung – zählt zu den technischen Textilien. All diese Materialien haben ihre eigenen Charakteristika, aufgrund derer sie für bestimmte Bauten geeignet sind. So ist PTFE-beschichtete Glasfaser beispielsweise eher für statische Bauten geeignet als für solche, die auf- und wieder abgebaut werden, da es sich – im Gegensatz etwa zu Baumwolle – nicht falten oder raffen lässt. Glasfaser mit Silikonbeschichtung hingegen ist besonders wärmebeständig und hält auch der UV-Bestrahlung stand: Das ideale Material für Bauten, die dem Sonnenschutz dienen.
Tribünenbau und Sporthallen Architektur: Wofür eignet sich Textiles Bauen?
Der Membranbau bietet viele weitere Vorteile als die bereits genannten: Durch die Textilien werden die Bauten – sofern gewollt – lichtdurchlässig, außerdem ist das Flächengewicht sehr gering, die Zugfestigkeit extrem hoch und die meisten der Materialien auch sehr flexibel. In mehrlagiger Ausführung sind Membranen auch sehr gut wärmedämmend sowie schallschützend. Große Flächen können so stützenfrei überdacht werden.
Das macht verständlich, warum der Membranbau meist für Sporthallen Architektur oder Messehallen oder auch offene Konstruktionen wie im Tribünenbau verwendet wird, denn solche Bauten müssen nicht nur oft wieder abgebaut werden, sondern meist auch Licht durchlassen und sehr groß sein. Einprägsame, einzigartige Formen können durch den Membranbau konstruiert werden, sodass das Gebäude einen unvergleichlichen Charakter erhält, wie zum Beispiel die Allianzarena, das bekannteste Fußballstadion Münchens.
Beitragsbild: © Martin Abegglen; Lizenz: CC BY-SA 2.0