Wenn Sie einen Garten Ihr Eigen nennen, haben Sie vielleicht schon mal mit dem Gedanken gespielt sich Hühner anzuschaffen. Frische Eier aus eigener Haltung sind ein unvergleichliches Lebensmittel – Sie selbst haben es in der Hand, die Qualität und vor allem das Tierwohl zu kontrollieren und wenn Sie mehrere Hühner haben, die fleißig Eier legen, können Sie sich sogar ein wenig Taschengeld dazuverdienen, indem Sie Ihre Eier in der Nachbarschaft und im Bekanntenkreis anbieten.
Damit sich Ihre Hühner aber auch wohl fühlen und nicht über Nacht gefressen werden, bedarf es eines anständigen Hühnerstalls. Damit können Sie nicht nur Ihre Tiere schützen, sondern auch sich selbst – vor der Wut Ihrer Nachbarn, wenn im Morgengrauen der Gockel laut kräht. In diesem Artikel möchten wir uns damit befassen, welche Probleme es zu lösen gilt und welche Optionen Sie beim Bau eines Hühnerstalls haben.
Inhaltsübersicht
Stabiler und geschlossener Stall zum Schutz gegen nächtliche Jäger
Wichtig für das Wohl der Tiere ist natürlich der Auslauf. Ein Huhn muss sich frei bewegen, ein Sandbad nehmen und nach Herzenslust picken können. Tagsüber brauchen die Hühner genug Auslauf, ein paar Büsche um sich zu verstecken und viel Fläche zum Picken. Doch sobald die Nacht hereinbricht, benötigen sie einen sicheren Platz zum Schlafen, denn Hühner sind nicht sonderlich wehrhaft und daher leichte Beute für Marder oder, wenn es sich um sehr kleine Hühner handelt, in seltenen Fällen auch Katzen. Marderangriffe können bisweilen den gesamten Hühnerbestand kosten. Dies liegt nicht daran, dass das Tier so blutrünstig ist, sondern daran, dass der Marder einen starken Jagdtrieb hat. Solange also die Hühner flattern, greift der Marder an, auch wenn ein einzelnes Huhn ihm reicht, um satt zu werden. Hühnerbesitzer finden daher nach einem Marderangriff viele, wenn nicht alle, Hühner tot vor und lediglich eines wurde verspeist.
Um Ihnen einen solchen grausigen Fund und Ihren Hühnern das Sterben in Panik und Schmerzen zu ersparen, müssen Sie Ihren Stall ordentlich abdichten, damit der Jäger gar nicht erst an die Hühner herankommt. Bereits kleine Löcher von 5 cm Durchmesser können für einen Marder ausreichen, sich Zutritt zu verschaffen, daher sollte die Stabilität und geschlossene Fläche eine Priorität beim Bau des Hühnerstalls sein.
Wieviel Platz brauchen die Hühner?
Um diese Frage zu beantworten ist es wichtig zu wissen, welche Hühnerrasse man eigentlich halten möchte. Die Unterschiede können recht enorm sein, wenn man die Extreme betrachtet. Die Jersey Giant bringt etwa bis zu 5 kg auf die Waage, die Zwerghuhnrasse Serama dagegen wiegt nur etwa ein halbes Kilogramm. Als Faustregel für ein „normales“ Huhn, also eines, dessen Größe etwa in der Mitte dieser beiden Extremen liegt, gilt 1/6 m² Stallfläche pro Huhn. Möchte man also 12 Hühner halten, reichen 2 qm in etwa aus. Am besten befragt man jedoch den Züchter dazu, denn dieser kennt seine Zucht und weiß auch, was diese benötigt.
Unbedingt sollte man beim Thema Hühnerstall auch den Gedanken „viel hilft viel“ vergessen. Wer seinen Hühnern ein wirklich schönes Leben bescheren will und deshalb einen besonders großen Stall zu bauen plant, würde genau das Gegenteil bewirken. Denn im Winter können die Hühner einen zu großen Stall mit ihrer Körperwärme nicht genügend aufheizen, wodurch der Frost Einzug halten und die Hühner erfrieren können.
Muss ein Hühnerstall gedämmt werden?
Ein isolierter Stall hat nicht nur im Winter den Vorteil, dass es die Tiere vor Frost schützt, sondern ist auch für die heißen Tage im Sommer sinnvoll, um die Hühner vor Überhitzung zu bewahren. Als Isoliermaterial kann problemlos Glaswolle oder Styropor verwendet werden, solange die Hühner nicht in der Lage sind, die Isolation zu picken und sich damit selbst zu schädigen. Übertreiben Sie es aber nicht mit der Isolation, da eine zu dichte Dämmung für schlechte Luft im Stall sorgt. Die Hühner können dann in der Nacht nicht so gut atmen.
Ein Hühnerstall aus Holz hat bescheidene isolierende Fähigkeiten, ist aber einfacher zu konstruieren als ein Stall aus Stein, welcher dafür besser isoliert. Bei einer Holzkonstruktion bietet es sich an, die Isolation an der Außenseite anzubringen und diese dann ordentlich zu verputzen, wie es auch bei Wohnhäusern gemacht wird. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Isolierung auch mit OSB-Platten abschließen. Die Isolierung muss vor Feuchtigkeit geschützt sein, sonst kann es zu schimmeln beginnen. Weder die Hühner noch Schädlinge sollten sich dann an der Isolation zu schaffen machen können.
Eine automatische Hühnerklappe hält den Hahn im Morgengrauen still
Hühner, beziehungsweise vorrangig der Hahn, sind für viele Menschen ein akustisches Ärgernis. Sobald es hell wird, fängt der Kerl lauthals an zu krähen. Sollte der Hahn bereits im Stall bemerken, dass es hell wird, geht der Krawall sofort los, hier hilft die erwähnte Isolation auch sehr gut, um den Geräuschpegel für die Nachbarn gering zu halten. Wenn denn es im Stall dunkel bleibt, bis die Tür aufgeht, fängt der Hahn auch dann erst mit seinem „Gesang“ an. Somit haben Sie es dann selbst in der Hand, wann Ihr Hahn anfängt zu krähen.
Wer um sechs Uhr in der Arbeit sein muss, kann schlecht seinen Nachbarn zuliebe erst um acht den Stall öffnen. Hierfür gibt es automatische Stalltüren, bzw. Hühnerklappen, welche sich erst zur vorher eingegebenen Stunde öffnen und auch am Abend automatisch den Stall verschließen. Sobald es dunkel wird, gehen die Hühner von selbst in den Stall, müssen also nicht einzeln transportiert oder irgendwie anders hineingetrieben werden. Diese automatisierten Hühnerklappen arbeiten meist mit einem Zugsystem, welches die Klappe nach oben aufzieht. Beim Verschließen sinkt die Klappe. Daher sollte regelmäßig nachgesehen werden, ob die Hühnerklappe leichtgängig und nicht verklemmt ist.
Was gibt es beim Hühnerstallbau noch zu beachten?
Genug Platz auf den Hühnerstangen
Im Stall selbst benötigen die Hühner einen Platz zum Schlafen und Brüten. In der freien Wildbahn würde ein Huhn versuchen, auf einem Ast zu nächtigen, möglichst weg vom Boden und etwaigen Fressfeinden. Auch im Stall gehen die Tiere diesem Trieb nach und nutzen die Hühnerstange zum Schlafen. In der Theorie werden etwa 30 cm Platz pro Huhn auf der Stange ausreichend sein, natürlich ist diese Zahl wieder abhängig von der gewählten Rasse.
Eines müssen Sie aber beachten: Der Hackordnung entsprechend kuscheln sich manche Tiere aneinander, während die Verlierer alleine zu nächtigen haben. Ist der Platz auf der Stange zu gering bemessen, muss sich ein unterlegenes Huhn zwischen die Hühner höherer Hackordnung quetschen. Das wird von diesen nicht gerne gesehen und dann hacken sie in der Nacht auf das Außenseiter-Huhn ein. Deshalb sollte beim Platz auf der Stange besser ein wenig mehr einkalkuliert werden, doch auch hier gilt: Der Züchter weiß am besten Bescheid.
Größerer Stall oder Unterstand für schlechtes Wetter
Der Hühnerstall ist jedoch nicht nur in der Nacht ein wichtiges Element im Leben der Hühner. Bei starkem Regen und Hagel haben die eierlegenden Federfreunde nur wenig Interesse daran, im Freien umher zu stolzieren. Ein etwas größerer Stall ist dann von Vorteil, aber es ist auch eine gute Idee, den Tieren ein Dach im Garten zu geben. Ein Unterstand, der sie vom Regen schützt, erhöht sofort die Lebensqualität. Ein Holzdach, eventuell auch mit drei Seitenwänden, damit die Tiere windgeschützt sind, reicht da schon aus.
Für einen artgerechten Hühnerstall müssen Sie die Rasse kennen
Am wichtigsten ist jedoch die genaue Kenntnis über die Rasse. Daher führt kein Weg um den Züchter oder fachkundigen Vermittler herum. Fragen Sie alles, was Sie über Ihre neuen Haustiere wissen möchten: Wie viel Platz braucht das Tier? Sind es wilde Hühner, die gerne umherflattern oder eher ruhige Genossen? Welche Freilaufgröße ist für die Gesellen angemessen? Wie ist das Federkleid beschaffen, wird den Hühnern schnell kalt? Ein Hühnerstall kann nur artgerecht und gemütlich gestaltet werden, wenn bei der Konstruktion die Hühnerrasse mit ihren konkreten Eigenschaften berücksichtigt wird.
Noch ein Tipp zum Schluss…
Wenn Sie sich Hühner anschaffen möchten und mit dem Hühnerstallbau schon in den Startlöchern stehen, lohnt es sich, den Verein Rettet das Huhn e.V. zu kennen. Über diesen Verein können Sie ausgedienten Legehennen aus der Massentierhaltung ein neues Zuhause geben. Bekanntermaßen wandern alle diese Tiere, deren Legeleistung nachgelassen hat, in der Regel direkt zum Schlachthof. Der WDR hat auch eine Doku über diesen Verein und das neue Leben der Hühner gedreht.
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